Fisch-Asyl während der Bachfischet

Fischasyl am Aarauer Bachfischet

Seit dem Mittelalter wird der Zufluss des Aarauer Stadtbachs jeweils Mitte September stark reduziert (Bachabschlag), damit das Bachbett gereinigt werden kann. Nach einer Woche werden die Schleusen wieder geöffnet und die Schuljugend begrüsst den herannahenden Bach mit einem Lichterumzug, dem traditionellen «Aarauer Bachfischet».

Wohin mit den Fischen?

Mit dem Bachabschlag geht das unverbriefte Recht des Ausfischens verbleibender Rinnsale und Pfützen im Bachbett einher. Dieser Brauch erfreut sich bei den aarauer Schulkindern grosser Beliebtheit. Wohin aber mit den gefangenen Fischen? Den Anwohnern bot sich in der Woche vor dem «Bachfischet» alljährlich dasselbe Bild: Entlang des Stadtbachs versammelten sich Gruppen von Kindern und Jugendlichen mit Eimern voller Kleinfische und wussten nicht recht, was sie mit den erbeuteten Tieren anfangen sollten. So landeten diese schliesslich in Brunnentrögen und Schulhausteichen oder wurden in die schwindenden Pfützen des Bachbetts zurückgekippt. Als Folge dieser gut gemeinten, aber unbeholfenen Rettungsversuche blieben massenhaft tote Fische zurück.

Die rettende Idee

Der Aarauer Bachverein setze sich seit seiner Gründung für eine ausreichende Restwassermenge im Stadtbach ein. Da dieses Begehren bei der Stadtverwaltung vorerst auf taube Ohren stiess, lancierten Vereinsmitglieder im September 1994 eine Rettungsaktion für die Stadtbachfische – das Fischasyl. Dabei wurden entlang des Stadtbachs mehrere wassergefüllte Container aufgestellt. Jugendliche und erwachsene «Bachfischer» waren aufgefordert, die gefangenen Fische in die speziell gekennzeichneten Container zu geben. Mitglieder des Bachvereins beteiligten sich aktiv an der Rettungsaktion und sorgten nach der Ankunft des Wassers für eine fachgerechte Rückführung der Fische in den Bach.

Die Aktion Fischasyl wurde insgesamt fünf Mal durchgeführt.
Pro Jahr konnten jeweils zwischen 1500 und 2000 Fische gerettet werden:
hauptsächlich Gründlinge und Schneider, beides Rote-Liste-Arten!

Umdenken bei der Stadt

Aufgrund der Aktion «Fischasyl» stiess der gemäss Gewässerschutzgesetz unzulässige Bachabschlag auf zunehmendes öffentliches Interesse. 1999 entschied die Stadtverwaltung, die Restwassermenge des Stadtbachs zu erhöhen und Rückhaltebecken im Bachbett zu schaffen, um das Überleben der Fische ganzjährig zu gewährleisten. Der Aarauer Bachverein hat diesen Entscheid mit grosser Freude zur Kenntnis genommen.

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